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Die Eiablage einer Libelle

Strategien zum Erhalt der eigenen Art

Libellen gehören zu den Insekten und legen Eier und das recht unterschiedlich.

Hallo Freunde von LibellenWissen.de,

sicherlich sahen Sie auch schon einmal eine weibliche Libelle ganz allein auf dem Teich sitzend,

das Abdomen gekrümmt und dabei das hintere Ende mittels des Legedorns in ein auf dem Wasser schwimmendes Stück Totholz gebohrt oder die etwas merkwürdig ausschauende „Tandemstellung“, bei der das Männchen sein auserwähltes Weibchen zur Eiablage begleitet, wobei beide wippende Bewegungen machten und die Eier im Flug abgeworfen wurden. Mal über Land, mal über dem Wasser oder auch gemeinsam auf einem Schwimmblatt oder ähnlichem Pflanzenmaterial sitzend. Genau diese unterschiedlichen Verhaltensweisen möchte ich Ihnen mit diesem Artikel etwas näher bringen.

Im Grunde genommen ist das Wissen über die Eiablage zur Artenbestimmung recht hilfreich, da man

je nach beobachteter Situation die in Frage kommenden Arten bereits etwas eingrenzen kann. Eine sichere Bestimmung ist allein durch die Eiablage jedoch nicht möglich, kann aber eine Orientierungshilfe sein. Zu berücksichtigen ist dabei die Tatsache, dass Tandems aus vielerlei Gründen aufgelöst werden können. Als Beispiele sind Angriffe von Frassfeinden oder zu großer Konkurrenzdruck wohl die häufigsten Ursachen.

Stammleser von meinem LibellenWissen-Blog haben aus vorherigen Artikeln bereits gelernt, dass z.B. die Weibchen der Edellibellen einen anderen Legeapparat als die Segellibellen besitzen. Zur Auffrischung oder für meine neuen Besucher empfehle ich folgende Artikel zu lesen, um einen leichteren Einstieg in das Thema zu ermöglichen: Eiablage, Tandem oder PaarungPaarungsverhalten und Geschlechtsbestimmung.

Wir können anhand des weiblichen Legeapparats 2 verschiedene Versionen von Eiablagen ableiten.

I. Die weiblichen Libellen, welche mit einem Legebohrer (Legedorn, Legestachel) ausgestattet sind, stechen jedes Ei einzeln in ein Substrat. 

II. Die Weibchen bei denen der Legeapparat eher verkümmert ist, haben anstelle eines Legebohrers eine Legescheide (Vulvar scale). Diese Weibchen werfen ihre Eier im Flug, entweder ins Wasser oder in ausgetrocknete Bereiche in der unmittelbaren Umgebung des Gewässers. 

Ferner haben Libellen unterschiedliche Strategien entwickelt, die sich wie folgt voneinander unterscheiden:

1. die Eiablage erfolgt in Begleitung des Männchens in sogenannter Tandemstellung im Flug. (Heidelibellen)

2. die Eiablage erfolgt  in Begleitung des Männchens in Tandemstellung in verschiedene Substrate wie Pflanzen und /oder Totholz. (Teichjungfern bis auf die Südliche Binsenjungfer, Schlanklibellen, Federlibellen, Kleine Königslibelle und Südliche Mosaikjungfer).

3. die Eiablage wird vom Männchen bewacht, hält sich aber nur in der Nähe des Weibchens auf, um eine erneute Begattung durch ein anderes Männchen zu vermeiden. (Prachtlibellen, einige Arten der Segellibellen)

4. die Eiablage des Weibchens erfolgt gänzlich im Alleingang im Flug.(Flussjungfern, Falkenlibellen mit Ausnahme von Epitheca bimaculata – Zweifleck und Segellibellen mit Ausnahme der Heidelibellen)

5. Eiablage durch Einstich in pflanzliches Material erfolgt im Alleingang. (Pechlibellen, Südliche Binsenjungfer, Zweifleck und Edellibellen mit Ausnahme von Aeshna affinis – Südliche Mosaikjungfer und Anax parthenope  – Kleine Königslibelle)

6. Eiablage erfolgt im Alleingang wobei das Weibchen ihre Eier in den Grund eines Fließgewässers einbringt. (Quelljungfern)

Besonderheiten! 

Sämtliche Schlanklibellen fliegen im Tandem, also in Begleitung der Männchen zur Eiablage. Eine Ausnahme machen die Weibchen der Pechlibellen, die stets allein die Eiablage vornehmen.

Eine ganz außergewöhnliche Eiablage lässt sich gelegentlich bei den beiden Arten der Granataugen, den Federlibellen, den Mond-Azurjungfern sowie den Speer-Azurjungfern beobachten, wobei ich letztgenannte fotografisch dokumentieren konnte.

Anfangs sieht alles nach einer, für Azurjungfern typischen Eiablage im Tandem aus.

Dann taucht das Weibchen langsam unter die Wasseroberfläche, was jedoch auch bei anderen Arten der Kleinibellen häufiger beobachtet werden kann.

Langsam bewegt sich das Männchen mit dem angekoppelten Weibchen rückwärts. Das Weibchen taucht dabei immer tiefer und erreicht so die Bereiche der Pflanzen, welche voraussichtlich auch bei anhaltender Trockenheit noch unter Wasser stehen, da ihre Eier nicht wie die Eier der meisten anderen Arten, bei denen die Eier auch eine längere Zeit der Trockenheit problemlos überstehen, überleben können. Die Wissenschaft vermutet allerdings auch, dass das Abtauchen eine gute Verteidigungsstrategie gegenüber konkurierender Männchen darstellt.

Schließlich taucht auch das Männchen vollständig unter die Wasseroberfläche. Das Tandem kann so bis zu 1 Meter tief tauchen und bis zu 70 Minuten unter Wasser bleiben. Die von mir dokumentierte Eiablage dauerte gut 20 Minuten. Um den Körper von Weibchen und Männchen bildet sich beim Tauchgang eine Luftblase, womit sie sich eine so lange Zeit mit Sauerstoff versorgen.

Kathrin Zander aus Bayern übersendete dankenswerter Weise einige wundervolle Fotos einer untergetauchten Prachtlibelle (Calopteryx splendens) bei der Eiablage.

Weitere Informationen zu den unterschiedlichen Strategien der Eiablage können Sie auch den Beschreibungen zu den einzelnen Libellenarten entnehmen. Mit diesem Artikel wollte ich Ihnen nur einen kleinen Eindruck vermitteln, wie komplex die Verhaltensweisen der Libellen sich darstellen.

Zu guter Letzt möchte ich Ihnen die Eier einer Libelle nicht vorenthalten. Teilweise sind die Eier recht widerstandsfähig gegen Kälte und Trockenheit. Die meisten Eier überwintern und erst zum Frühjahr schlüpft daraus die Prolarve, Sekunden später dann die Larve.

Sie haben einen Fehler gefunden oder ich habe mich zu unverständlich ausgedrückt? Sie haben eine weitere Frage? Nur Mut, schreiben Sie mir eine Nachricht mit Ihrer Frage oder einem Verbesserungsvorschlag per e-mail. Ich bedanke mich recht herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.

Ihr/ euer Andreas Thomas Hein

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