Naturschutz

Die Natur ist Grundlage unser aller Leben

Eine intakte Natur steigert unsere Lebensqualität

Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund,
meine Sichtweise zu dieser Thematik ist leider nicht in ein paar wenigen Sätzen geschildert. Trockene Fakten sind oftmals langweilig und liest kaum jemand. Daher schreibe ich hier eine wahre Geschichte, wie sie sich sehr ähnlich, leider fast überall und ständig wiederholt.

Kurze Version:
Inmitten Berlins wurde ein Graben gereinigt, in und an dem teilweise seltene Tiere beheimatet waren. Nach gründlicher Säuberung (Aushub des auf dem Grund liegenden Schlamms) kommen nun nur noch rund die Hälfte der Arten dort vor, da sich der Lebensraum stark verändert hat. Ein Bekannter, der sich mit den Arten nicht so auskennt, konnte keine Veränderung feststellen, da Insekten noch immer zahlreich dort zu finden sind.

Das sehe ich eben ganz anders, da im Grunde die Artenvielfalt um die Hälfte dezimiert wurde, was durch eine Abschnittsweise durchgeführte „Pflege Maßnahme“ vermeidbar gewesen wäre. In unserer Politik muss unbedingt ein Umdenken stattfinden, wollen wir die Grundlage unser aller Leben, die Natur in ihrer Artenvielfalt erhalten. Es fängt eben an solch einem kleinen Biotop schon an, was sich z.B. im Regenwald oder in unseren Meeren fortsetzt.  …
vorher-graben Biotop Entwässerungsgraben Temporaergeweasser biotop-des-grauens vorher Biotop Sommer 2010

Ausführliche Version:
Seit dem Jahr 2007 beobachte ich mitten in Berlin einen Entwässerungsgraben mit einem Regenauffangbecken, an dem sich eine erfreuliche Vielzahl von Libellen angesiedelt hatte. Im Winter 2009/2010 wurde dieses in Berlin-Reinickendorf gelegene Biotop, gründlich mittels schwerem Gerät gesäubert.

Es wurde der gesamte, sich im Laufe der Zeit gesammelte, Faulschlamm ausgeräumt, der Graben etwas verbreitert, die Vegetation im Wasser und an den Ufern entfernt. Nach Auskunft eines Mitarbeiters des beauftragten Gartenbau-Unternehmens, vermutlich um dem Wasser nach starken Regenfällen einen besseren Abfluss zu gewähren. Mit dem Schlamm wurde die sich im und am Wasser befindliche Flora, selbstverständlich auch fast alles im Wasser lebende Getier entfernt. Falls noch nicht bekannt: die Larven der Libellen leben räuberisch im Wasser und ernähren sich zum größten Teil von Larven anderer Insekten.

Im Rahmen der „Pflegemaßnahmen“ wurde ganz offensichtlich keineswegs irgend ein Schutzgedanke verschwendet. Aus meiner Sicht und der des erwähnten Mitarbeiters ging es wohl nur darum, dass sich in den Jahren zuvor zahlreiche kleine sekundäre Flachwasser-Biotope gebildet hatten und man befürchtete, dass nach Gewittergüssen eine Überschwemmungsgefahr bestünde und so ein paar umliegende Wohnhäuser und der naheliegende Friedhof geflutet werden könnten. Dazu muss ich erläutern, dass der Graben etwa 1,5 Meter breit war, das Regenauffangbecken in etwa der Größe eines halben Fußballfeldes entspricht.

Das Ganze liegt in einer ca. 30 Meter breiten und ca.3 Meter tiefen Senke. Breitblättriger Rohrkolben, verschiedene Schilfgräser,Binsen, Seggen, Gelbe Wasserlilien, Wasserminze, Blutweiderich, Weidensträucher und vieles mehr umsäumten die Ufer. Rund herum eine Feuchtwiese mit massenhaften Vorkommen schöner Wildpflanzen und Gräser. An den Hängen befinden sich Trockenrasenpflanzen. Quasi ein Lebensraum für eine Vielzahl verschiedener Insekten, Spinnen, Amphibien und Vögel. Leider aber auch von einigen weniger umweltbewussten Bürgern als Hundeauslaufgelände, insbesondere als Hundetoillette genutzt.

Auf den umliegenden Wegen stehen Schilder „Geschützte Grünanlage“ und weitere Schilder mit der Aufschrift „Betreten der Uferzone ist untersagt“ . Im übrigen bin ich im Besitz einer Ausnahmegenehmigung, erteilt vom Senator für Verkehrs und Stadtentwicklung.

Alles wurde platt gemacht, die Abundanzen verschiedener Arten stark minimiert, andere Arten sind gar vollständig verschwunden. Das Wasser läuft nach Regengüssen nicht wesentlich schneller ab, lediglich die Überschwemmungszonen sind nicht mehr oder nur für ein paar Tage vorhanden. Diese Überschwemmungszonen bilden sekundäre Flachwasser, die für einige Larven verschiedener Libellenarten, die ihre Eier ins Trockene werfen, überlebenswichtig sind.

Insgesamt blieben die Südliche Mosaikjungfer, Keilfleck-Mosaikjungfer, Feuerlibelle, Gefleckte Smaragdlibelle, Kleines Granatauge, Großes Granatauge, Gemeine Weidenjungfer, Gebänderte Prachtlibelle und schließlich die Gefleckte Heidelibelle im Jahr 2010 komplett aus. Vierfleck, Großer Blaupfeil, Plattbauch, Blutrote-, Gemeine-, Große- und Schwarze Heidelibelle in einer weitaus geringeren Stückzahl, als in den Jahren zuvor und auffallend später als an anderen Biotopen, vermutlich aufgrund von Futtermangel. Wenige Frühe Adonislibellen, Hufeisen-Azurjungfern, Große Pechlibellen, Große Königslibellen, Gemeine Becherjungfern, Gemeine Binsenjungfern. Andere Tiergruppen wie z.B. Spinnen blieben fast vollständig aus, Amphibien fehlten gänzlich.

Dennoch war bei schönem Wetter ein recht reges Treiben am Gewässer zu beobachten, jedoch in erster Linie durch eine ganze Menge Heidelibellen, die offensichtlich wieder neu zugewandert sind, da ich kaum frisch geschlüpfte Tiere oder Exuvien finden konnte. Im Winter durchsiebte ich fast vergeblich den verbliebenen Grund nach Larven, auch hatte ich kaum Beifänge von anderen aquatischen Larven oder Kleintieren, die sich als Futter eignen.

Eines Tages traf ich dort einen Naturfotografen, mit dem ich bereits zuvor schon ein paar mal ins Gespräch kam. Ich schilderte ihm wie entsetzt ich über die Zerstörung des einst so artenreichen Biotops bin. Er erwiderte mir, dass er das nicht so schlimm fände, schließlich sind doch reichlich Libellen da, auch die Pflanzen seien alle wieder in schönster Blüte, er schätze es ist doch alles in etwa genauso, als im Jahr zuvor. Nur käme es ihm in diesem Jahr so vor, als gäbe es wesentlich mehr blutsaugende Plagegeister. Die Mücken würden ihn regelmäßig derart attackieren, dass er ohne sich zuvor chemisches Zeugs auf seinem Körper gesprüht zu haben, nicht dorthin begeben würde.

Das Biotop sah in der Tat im August so aus, als wäre nichts zerstört, nur wurde es derart stark verändert, dass einige Arten wohl dort keinen geeigneten Lebensraum mehr finden und so für immer verloren sind. Die vermehrte Anzahl der Mücken ist bereits ein kleines Zeichen der Natur, dass das biologische Gleichgewicht gestört wurde. Libellen sind Sicht des Menschen betrachtet „Nützlinge“. Die Larve einer Großlibelle kann täglich über 100 Mückenlarven vertilgen, die fliegende Libelle vermutlich eine dementsprechende Anzahl an Mücken oder anderer uns störenden „Schädlinge“. Rein biologisch betrachtet macht die Unterscheidung zwischen Schädlingen und Nützlingen übrigens wenig Sinn.

Was ich mit dieser Schilderung eigentlich aufzeigen möchte, ist die Tatsache mit welch unterschiedlicher Sichtweise die Natur betrachtet wird. Durch meine Teilnahme auf unterschiedlichen Internetplattformen fiel mir schon häufiger auf, dass einige Leute auch recht schnell von „haufenweise Insekten“ sprechen, jedoch immer nur die gleichen Arten fotografieren. Darauf angesprochen meinen sie dann mindestens 20 Stück von der Art bei sich am Biotop gesehen zu haben. 20 x die gleiche Art ist mancher Orte viel, allerdings im Vergleich von vor ca. 60 Jahren nichts. Leider konnte ich es selbst nicht erleben, jedoch wurde in älterer Literatur oftmals beschrieben, wie Scharen von Libellen den Himmel verdunkelten. Sie sammelten sich um gemeinsam in den Süden zu fliegen oder kamen in Scharen über die Alpen eingeflogen. Leider gehören diese Phänomene der Vergangenheit an. Es ist fünf vor zwölf, wann reagiert die Politik?

Ist es Unwissenheit oder Gleichgültigkeit? Die Maßnahmen hätten mit dem gleichen Nutzen durch geführt werden können, ohne wichtigen Lebensraum zu zerstören, in dem die Arbeiten in 2 Abschnitten, verteilt auf 2 Winter, durchgeführt worden wären. Vermutlich jedoch wäre das ein wenig zu teurer geworden. Das ist die Natur offensichtlich nicht wert.

Wir müssen den Tieren Lebensraum bieten, Lebensraum und Tier gleichermaßen respektieren, achten und schützen, wollen wir unseren Kindern, Enkelkindern und deren Kinder ermöglichen, sich an unserer herrlichen, so aufeinander abgestimmten Natur und deren Artenvielfalt, zu erfreuen. Haben Sie nicht selbst schon gelegentlich den Eindruck gehabt, in ihrer Kindheit viel mehr Schmetterlinge gesehen zu haben als das heute der Fall ist? Haben Sie jemals hinterfragt warum?

Wie können wir Libellen schützen? Was können wir zum Naturschutz beitragen? Was kann jeder einzelne dazu beitragen? Oft sind es nur ganz kleine Dinge, die schon große Wirkung erzielen, sowohl im negativen, als auch im positiven Sinne.

Wir müssen Lebensräume schützen, erhalten und/oder verbessern! Artenvielfalt erhalten, denn mit jeder Art unserer Flora und Fauna die verschwindet, folgt wiederum eine Art, die von der anderen in einer gewissen Weise abhängig ist. Jedes Lebewesen erfüllt einen Zweck, nur leider kennen wir noch nicht all die komplexen Zusammenhänge.

Hier also werden von Zeit zu Zeit weitere Informationen zu diesem umfassenden, schwierigen Thema folgen und auf entsprechende Links verweisen.

Naturschutzgesetz und Artenschutzverordnung

Weltuntergang vorerst nur aufgeschoben

Ihr/euer Andreas Thomas Hein