Mitteilungen Naturschutz

Speer-Azurjungfer, die Libelle des Jahres 2013

Die Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum), ein Verlierer wurde Sieger.

Die stark bedrohte Schlanklibelle, Speer-Azurjungfer, machte im Jahr 2013 das Rennen

Sicherlich haben einige von euch, genau wie ich selbst schon mit Spannung darauf gewartet, welche Libelle wohl die Libelle des Jahres 2013 werden wird. Seit 2011, also erst zum 3. Mal wurde gemeinsam von Vertretern des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) und Vertretern der GdO (Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen) eine Libellenart zur Libelle des Jahres gewählt.

Die Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) wurde aus völlig anderen, leider traurigeren Gründen ernannt, als dass bei der Libelle des Vorjahres, der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea), der Fall war.

Ich möchte gern unsere, im Jahr 2012 mit dem Ehren-Naturschutzpreis ausgezeichnete, ehemalige Umweltministerin und Libellenexpertin Heidrun Heidecke vom BUND aus einer Pressemitteilung vom 3.1.2012 zitieren, da man es besser kaum auf den Punkt bringen kann:

 „Mit der Wahl der Speer-Azurjungfer zur Libelle des Jahres wollen wir auf die schwieriger werdenden Lebensbedingungen für diese Insekten aufmerksam machen. Jahr für Jahr gibt es immer weniger dieser wunderschön schillernden Libellen in Deutschland. Mancherorts ist die Speer-Azurjungfer bereits ganz verschwunden“.

Aus meiner persönlichen Sichtweise bin ich mit der Entscheidung voll und ganz zufrieden und hätte ihr wohl auch meine Stimme gegeben, obwohl ich ganz ehrlich gesagt  fest mit der Wahl einer unserer 5 Arten der Moosjungfern gerechnet habe.

Mit dem Hintergrund, dass die Speer-Azurjungfer, in der im Jahr 2013 neu erscheinenden Roten Liste von RL3 = gefährdet, auf RL2= stark gefährdet herabgestuft wurde, steht die Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) stellvertretend für die Bedrohung der gesamten Insektenordnung Odonata (Libellen), bzw. dem Verlust ihrer Lebensräume, an welche die unterschiedlichen Libellenarten stark gebunden sind.

So ist die Speer-Azurjungfer in erster Linie ein Bewohner nährstoffarmer Gewässer wie Hochmoore, Übergangsmoore, seltener auch Flachmoore und extensiv genutzte Teiche. Wichtig dabei ist vor allem eine üppig vorhandene Vegetation in den Uferbereichen und eine gute Wasserqualität. Coenagrion hastulatum benötigt unbedingt sauberes Wasser, reagiert sehr empfindlich auf Verunreinigungen jeder Art. Eben genau darin sind die hauptsächlichen Ursachen der zunehmenden Gefährdung der Speer-Azurjungfer, aber auch vieler anderen Arten zu finden. Durch intensive Nutzung der umliegenden landwirtschaftlich genutzten Flächen, insbesondere der Düngung (Überdündung, Spritzen von Pestiziden und Anbau von Gen-manipulierten Mais etc. ganz zu schweigen) kommt es zur Nährstoffanreicherung (Eutrophierung) in den Gewässern, die den vermehrten Wachstum schädlicher Pfllanzen wie z.B. Algen zur Folge haben. Ein weiterer Grund ist die intensive Nutzung der Gewässer.

Dabei wirkt sich nicht nur das Einsetzen von Fischen von Fischerei-Betrieben und der Anglerverbände negativ aus, nein, auch  ist es die aus der Nutzung resultierende Veränderung (Zerstörung) der Ufer, teilweise sogar vollständige Entfernung der Ufervegetation, die den wenig wehrhaften Libellenlarven Schutz vor ihren Fressfeinden bietet. Hinzu kommen noch ein paar wesentliche Gründe, die für die Gefährdung fast aller Libellenarten eine große Rolle spielen, nämlich der Verlust ganzer Lebensräume durch Austrocknung oder Trockenlegung der Gewässer sowie klimatischer Veränderungen (Klimawandel).

Die Speer-Azurjungfer ist mit einer Körperlänge von max. 33 mm und einer Flügelspannweite von max. 45 mm eine der kleinsten Azurjungfern unserer Heimat.

Für ihrem deutschen Namen ist die Zeichnung auf dem 2. Hinterleibssegment der Männchen verantwortlich. Mit etwas Phantasie erkennt man eine schwarze Speerspitze/Lanze auf der grünlich-hellblauen Grundfarbe.  Bei einem Blick auf das 3 Hinterleibssegment braucht man weitaus weniger Phantasie, um die dort befindliche schwarze, spitz zulaufende Zeichnung, als Speer zu erkennen. Die Weibchen ähneln den anderen Azurjungfern sehr und sind fast nur durch einen Blick auf den Hinterrand der Vorderbrust bestimmbar. Nähere Informationen findet ihr im Artprofil von Coenagrion hastulatum. Über die Paarung und der etwas außergewöhnlichen Eiablage habe ich bereits in meinem Blog berichtet und verzichte daher in diesem Artikel darauf nochmals näher auf dieses, für mich faszinierende Schauspiel einzugehen. Schließlich möchte ich euch auch nicht langweilen, verweise aber gern auf die entsprechenden Beiträge zum Thema „Fortpflanzung“

Die Speer-Azurjungfer zählt sicherlich zu den weniger bekannten Libellen unserer Heimat und eignet sich auch gerade deshalb bestens darauf aufmerksam zu machen, wie es um die Vielfalt der Arten und ihre Bedrohung bestellt ist.

Seit 2011 wird die „Libelle des Jahres“ von der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (GdO – Verein für Libellenkundler) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) ausgewählt, um auf die Vielfalt und Schönheit der heimischen Libellenfauna und ihre Bedrohung aufmerksam zu machen. Von den 81 heimischen Libellenarten finden sich 48 Arten auf der aktuell noch gültigen Roten Liste gefährdeter Libellen.

Die Libelle des Jahres 2011 war die Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)

Die Libelle des Jahres 2012 war die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)

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Andreas Thomas Hein  / LibellenWissen.de