Die Östliche Weidenjungfer (engl. Eastern Willow Spreadwing) im Profil
Wissenschaftl. Name: Chalcolestes parvidens Artobolewskii, 1929
Synonyme: Chalcolestes viridis parvidens, Lestes parvidens, Lestes viridis parvidens
Gattung: Chalcolestes – Weienjungfern
Familie: Lestidae – Teichjungfern
Überfamilie: Lestoidea – Teichjungfernartige
Unterordnung: Zygoptera – Kleinlibellen
Ordnung: Odonata – Libellen
Chalcolestes parvidens, Männchen Chalcolestes parvidens, Weibchen
Wissenswertes:
Die Östliche Weidenjungfer wurde häufig auch als „Lestes parvidens“ beschrieben und es war lange Zeit strittig ob es sich bei Chalcolestes parvidens tatsächlich um eine eigene Art oder um eine Unterart von Chalcolestes viridis (Vander Linden, 1825) handelt. Die Östliche Weidenjungfer kommt in Ländern Ost-und Mitteleuropas, wie z.B. in Kroatien, Albanien, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Zypern, Italien sowie der Türkei, nach neueren Erkenntnissen aber auch in Ungarn und Österreich vor. Im nahen Osten gibt es sichere Nachweise aus Syrien, Jordanien und Israel.
Bis vor ca. 20 Jahren glaubte man noch, dass die Östliche Weidenjungfer und die Westliche Weidenjungfer geografisch voneinander abgegrenzt auftreten, was sich aber als Irrtum herausstellen sollte. So kann davon ausgegangen werden, dass ältere vor rund 20 Jahren erstellte Verbreitungskarten fehlerhaft bzw. lückenhaft sind. Es finden aktuell noch weitere Untersuchungen statt!
Merkmale:
Die Östliche Weidenjungfer lässt sich von der bei uns häufig vorkommenden Schwesternart, Westliche Weidenjungfer, vom Aussehen her mit bloßem Auge im Feld nicht unterscheiden. Mit einer Körperlänge bis zu 50 mm und einer Flügelspannweite bis zu 52 mm ist die Östliche Weidenjungfer lediglich um rund 2 mm größer als die Westliche Weidenjungfer. Im Gegensatz zu den anderen Arten der Binsenjungfern haben die Weidenjungfern einfarbig hell-braune Flügelmale, wobei diese bei der „Östlichen Weidenjungfer“ etwas dunkler sind, als bei der „Westlichen Weidenjungfer“. Zudem haben Weidenjungfern an der Seite der Brust einen Sporn/Zipfel/Häkchen. Die Körperfärbung ist überwiegend grün-metallisch bis kupfern, das Abdomen (Hinterleib) ist „unbereift“, es fehlt also die für die Binsenjungfern typische hell-bläuliche Wachsschicht. Die paarigen Appendices inferiores (untere Hinterleibsanhänge) der Männchen sind auffallend kurz, die Appendices superiores (obere Hinterleibsanhänge) sind an eine Kneifzange erinnernd gebogen und haben im Gegensatz zu den Anhängen von Chalcolestes viridis keine Verzahnung. Die Legeröhre der Weibchen ist deutlich kräftiger als die der Binsenjungfern.
Herr Dietmar Glitz stellte LibellenWissen.de freundlicherweise eine seiner detailgetreuen Zeichnungen aus seinem neuesten, beim NABU- RLP erschienenen Bestimmungswerk „Libellen in Mitteleuropa/Gelände-Bestimmung in Stichworten“ zur Verfügung.
Bevorzugter Lebensraum:
Bei der Wahl der Gewässer ist die Östliche Weidenjungfer kaum wählerisch. Sowohl beruhigte Zonen fließender Gewässer, als auch stehende Gewässer werden besiedelt. Eine übergeordnete Rolle spielt eine ausreichend vorhandene Vegetation in den Uferbereichen bestehend aus Bäumen und Büschen (Weiden und ähnliche Gehölze), worin die Weibchen ihre Eier ein stechen können.
Flugzeit:
Flugzeit von Mai bis Oktober/November.
Rote Liste Weltweit: NE = nicht erfasst, nicht bewertet
Rote Liste Mittelmeerraum: LC = nicht gefährdet
Besonderheiten:
Die Eiablage von Chalcolestes parvidens (Östliche Weidenjungfer) findet ebenso wie bei Chalcolestes viridis (Westliche Weidenjungfer) niemals auf der Wasseroberfläche statt. Bei beiden Arten begleiten die Männchen die Weibchen in der für viele Libellen üblichen „Tandemstellung“ zur Eiablage an über das Wasser ragende Zweige verschiedener Gehölze. Ausführlichere Informationen können Sie dem Artsteckbrief der „Westlichen Weidenjungfer“ entnehmen.
Weitere Fotos von Chalcolestes parvidens:
Vielen Dank an Jost Holtzmann aus Gießen (Hessen), für die Genehmigung zur Nutzung der beiden Fotos von Chalcolestes parvidens auf LibellenWissen.de
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K.-D. B. Dijkstra (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing, ISBN 0-953139948
Wildermuth & Martens (2014), Taschenlexikon der Libellen Europas: Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt, Quelle & Meyer Verlag (824 Seiten). ISBN: 978-3-494-01558-3
R.R. Askew (2004): The Dragonflies of Europe (revised edition), Harley Books, England, ISBN 0-946589755
R. Jödicke (1997): Die Binsenjungfern und Winterlibellen Europas, Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 631, Westarp-Wissenschaften, ISBN 3-89432-460-0
GdO (2009) Libellula Supplement 9, Atlas of the Odonata of the Mediterranean and North Africa, ISSN 0723-6514
GdO (2010) Libellula Supplement 10, Studien zur Libellenfauna Griechenlands IV, ISSN 0723-6514