Touren

Libellen-Tour durch die Südwest-Türkei

Reisebericht: Urlaub bei den Libellen in der Provinz Mugla

Entspannung pur, 14 Tage von morgens bis abends in der Natur und Libellen fotografieren

Hallo meine lieben Libellen-Freundinnen und -Freunde,

vom 14. Mai 2015 bis 28. Mai 2015 verbrachten meine liebe Lebensgefährtin, Sylvia und ich, 2 Wochen in der

Türkei eine unfassbar schöne Zeit in Dalyan, in der türkischen Provinz Mugla. Inspiriert durch die wundervollen Fotos der dort vorkommenden Libellenarten

und Dank der erstklassigen Tipps, die ich von den niederländischen Libellen-Freunden Es&Faz sowie Paul Cools erhielt, war das Reiseziel alles andere als Zufall. Wir flogen, gut auf die Region vorbereitet, von Berlin-Tegel nach Istanbul-Atatürk mit 4 stündigen Aufenthalt, dann weiter nach Dalaman. Vom Flughafen Dalaman aus wurden wir ins rund 30 Kilometer entfernte Örtchen Dalyan chauffiert. Dalyan liegt in einer der schönsten Landschaften der türkischen Ägäis-Küste, obendrein inmitten eines riesigen Naturschutzgebiets, an deren mehr als 5 Kilometer langen, feinsten Sandstrand im Sommer die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) ihre Eier ablegt. Keine riesigen Betonbunker weit und breit verschandeln den Blick in die Landschaft. Es war einer der schönsten Plätze der Erde der sich uns darbot, obwohl wir den Strand noch nicht einmal gesehen haben!

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Nun ja, was sollen wir am Strand? Kaum eine Libelle ist in der Lage sich in salzhaltigen Gewässern zu entwickeln. In der Region stehen allerdings jede Menge Berge, einige davon über 2000 Meter hoch. Teilweise liegt noch Schnee auf den Bergkuppen, welcher sich unter der heißen Sonne durch Wasserfälle in Bächen und FlüssenToparlar.IMG_0051 ins Tal ergießen. In den Wäldern sprudeln Quellen. Gewässer mit Süßwasser gibt es dort in der Regel von November bis Mitte Juni reichlich, in denen sich Libellen in riesigen Mengen entwickeln. Allen voran unvorstellbare Stückzahlen von Aeshna isoceles, allerdings der umstrittenen Subspezies (Unterart), abgekürzt ssp., antehumeralis und Libellula fulva (Spitzenfleck).
Hier seht ihr ein Foto von dem Getümmel im Luftraum.

In der Mugla Province gibt es laut dem englischen Buchautoren, „Paul HopeThe Dragonflies of Eastern Mugla Province, Southwest Turkey ISBN 978-9750196317, Land of Lights Publishing, Fethiye (2007)“, 57 Libellenarten. Bevor wir die Reise antraten nahm ich per Mail Kontakt zu Paul Hope auf, der mir freundlicher Weise eine Word-Datei mit dem aktuellsten Stand übersendete. Im Gegenzug bat Paul Hope mich um die Übersendung unserer eigenen Funddaten, die ich zu all meinen Beobachtungen notiere, jedoch vorerst nur in einem kleinen DIN A6 Heft, sicherlich bei einigen von euch auch noch als „Muttiheft“ bekannt. In den letzten Jahren sind mit dem

Rotader-Sonnenzeiger (Trithemis arteriosa) und Platycnemis dealbata (bisher wohl ohne deutschen Namen, englisch Ivory Featherleg, was frei übersetzt „Elfenbeinfarbene Federlibelle“ heißen würde) 2 weitere Arten hinzugekommen. Demnach kommen in der Mugla-Region aktuell 59 verschiedene Spezies inkl. Unterarten vor (rund 110 in der gesamten Türkei), von denen wir in dem kurzen Zeitfenster von 2 Wochen, sagenhafte 37 Arten finden konnten. Darunter befanden sich inklusive Subspezies (Unterarten) 22 Arten, denen ich erstmals in der Natur begegnete, davon konnten 19 Arten von mir fotografiert werden. Diese Arten zählen nicht zur mitteleuropäischen Libellenfauna. In meiner Fotogalerie sind aktuell* bereits über 314 Fotos zu sehen, weitere Bilder warten auf der Festplatte, werden nach und nach bearbeitet und hinzu gefügt. Zwei besonders interessante, sehr große Libellenarten, die ganz oben auf meiner Wunschliste standen, konnte ich leider nicht fotografieren. Anax immaculifrons (Indische Königslibelle) konnte ich ein einziges mal im Abstand von unter 1 Meter an mir vorbei fliegen sehen und Lindenia tetraphylla (Seedrache) konnte trotz intensiver Suche nicht bewundert werden. Erwähnenswert ist noch eine Beobachtung vom vorletzten Tag, als direkt vor mir ein frisches Männchen auf und davon flog, welches ich für Diplacodes lefebvrii (Glänzender Schwarzpfeil) halte. Ich kann es allerdings ohne Nachweisfoto nicht mit absoluter Sicherheit sagen, da mir mit dieser bei uns nicht vorkommenden Segellibelle die Erfahrung fehlt. Alles in allem gibt es viele Gründe um die Region erneut aufzusuchen.

Hier eine Aufstellung der von uns beobachteten Arten. Hinter den Arten und Unterarten, die in Mitteleuropa bisher nicht vor kommen steht ein k.V.i.ME (kein Vorkommen in Mitteleuropa) und hinter den Arten die ich erstmals fotografieren konnte ein m.F. (mit Foto). 

  1. Ceriagrion georgifreyi (k.V.i.ME /  m.F.)
  2. Coenagrion pulchellum
  3. Erythromma lindenii
  4. Chalcoestes parvidens (k.V.i.ME /  m.F.)
  5. Sympecma fusca
  6. Platycnemis pennipes
  7. Ischnura elegans ssp. cf. ebneri (k.V.i.ME /  m.F.)
  8. Ischnura pumilio
  9. Epallage fatime (k.V.i.ME /  m.F.)
  10. Calopteryx splendens ssp. amasina (k.V.i.ME /  m.F.)
  11. Calopteryx virgo ssp. festiva (k.V.i.ME /  m.F.)
  12. Crocothemis erythraea
  13. Libellula fulva
  14. Sympetrum sanguineum ssp? Event. Sympetrum sanguineum cf. obsoletum Bartenev, 1925 (k.V.i.ME /  m.F.)
  15. Sympetrum striolatum
  16. Trithemis annulata (k.V.i.ME /  m.F.)
  17. Trithemis festiva (k.V.i.ME /  m.F.)
  18. Selysiothemis nigra (k.V.i.ME /  m.F.)
  19. Orthetrum brunneum
  20. Orthetrum cancellatum
  21. Orthetrum coerulescens ssp. anceps (k.V.i.ME / m.F.)
  22. Orthetrum chrysostigma
  23. Orthetrum sabina (k.V.i.ME / m.F.)
  24. Orthetrum taeniolatum (k.V.i.ME / m.F.)
  25. Gomphus schneiderii (k.V.i.ME / m.F.)
  26. Onychogomphus forcipatus ssp. albotibialis (k.V.i.ME / m.F.)
  27. Onychogomphus assimilis (k.V.i.ME / m.F.)
  28. Cordulegaster picta (k.V.i.ME /  m.F.)
  29. Cordulegaster insignis (k.V.i.ME /  m.F.)
  30. Aeshna affinis
  31. Aeshna isoceles ssp. antehumeralis (k.V.i.ME / m.F.) Aeshna isoceles ssp. antehumeralis - flying male IMG_2316
  32. Anax ephippiger (seltener Vermehrungsgast in ME)
  33. Anax imperator
  34. Anax parthenope
  35. Anax immaculifrons (k.V.i.ME)
  36. Brachytron pratense
  37. Caliaeschna microstigma (k.V.i.ME / m.F.)

Ganz herzlichen Dank an folgende Personen:

Paul Cools (NL) für die inspirierenden Fotos, ohne die es so einige Artenprofile / Steckbriefe auf LibellenWissen.de noch nicht gäbe.
Fazal und seiner lieben Esther (Es&Faz) für die vielen Informationen über die Region, der Empfehlung des Hotels, in dem ich 4 kg zunahm sowie die zahlreichen Hinweise auf besonders interessante Biotope.

Erland Refling Nielsen (DK), für den wahnsinnig interessanten, sehr schönen Tag den wir gemeinsam am Köycegiz-See tourten und fachsimpelten.

Sylvia Schulz (D), der Frau meines Lebens! Ihr müsst wissen; Sylvia unterstützt meine Leidenschaft für die Libellen und deren Fotografie von Anfang an. Sie verzichtet während der Sommermonate unzählige Stunden auf mich, ohne jemals ein böses Wort darüber verloren zu haben. Nun auch noch dieser traumhafte Urlaub, in dem es in erster Linie wieder fast nur um die Libellen ging.
Vor einigen Wochen nun hat Sylvia sich entschlossen selbst einmal mit der Kamera bewaffnet mit mir auf Libellen-Tour zu gehen. Unter meiner Anleitung schoss Sylvia sofort super Fotos, die ich so zum Anfang nicht zustande brachte. Was meint ihr wohl, von welcher Tiergruppe sie ganz besonders begeistert ist? Natürlich sind es die Libellen 🙂

Liebe Grüße euer Andreas

p.s. Libelle heißt auf Türkisch: Yusufçuk / Yusufçuklar, weitläufig gebräuchlicher auch Helikopter genannt.

p.p.s. am 23.7.2016: tatsächlich waren wir vom 21.5. – 4.6.2016 erneut die Region unsicher machen. In diesem Jahr konnten wir noch mehr Arten beobachten und fotografieren. Eigentlich war es geplant einen 2. Teil, quasi eine Fortsetzung hier im Blog zu veröffentlichen. In der Zwischenzeit aber, in der ich gefühlte 10000 Fotos durchgesehen, sortiert, eine Auswahl getroffen, diese dann letztendlich bearbeitet (ich fotografiere übrigens stets im RAW Format) und hochgeladen habe, ereigneten sich so viele negative Vorfälle:

Erst war es der plötzliche Tod meines Freundes, Bernd Cegielka, dann die Terroranschläge in Istanbul, die meine Gedanken lähmten, so dass ich kaum die richtigen Worte fand, um über unsere fantistische Reise zu berichten. Nun auch noch die politische Entwicklung der vergangenen Tage ……. . Nein, es gibt von meiner Seite aus über die Türkei nichts erfreuliches mehr zu berichten. Ich hoffe auf euer Verständnis. Ich wünsche uns allen Frieden auf Erden!

*Die Fotos von 2016 sind online und wurden der Fotogalerie des Vorjahres hinzugefügt.