Steckbrief: Violetter Sonnenzeiger / engl: Violet Dropwing
Wissenschaftl. Name: Trithemis annulata (Palisot de Beauvois, 1805)
Gattung : Trithemis – Sonnenzeiger
Familie : Libellulidae – Segellibellen
Überfamilie : Libelluloidea – Segellibellenartige
Unterordnung : Anisoptera – Großlibellen
Ordnung : Odonata – Libellen


Trithemis annulata, Männchen Trithemis annulata, Weibchen
Ich bedanke mich recht herzlich bei Henrik Stöhr und Michael Frank für die Nutzung der schönen und ganz besonders aussagekräftigen Fotos von Trithemis annulata auf Libellenwissen.de.
Wissenswertes:
Violetter Sonnenzeiger ist eine typische Art des Mittelmeerraums, die sich in den letzten Jahren, vermutlich aufgrund der Klimaerwärmung, verstärkt immer weiter Richtung Norden ausbreitet. Ursprünglich stammt Trithemis annulata aus Südafrika.
Merkmale:
Violetter Sonnenzeiger erreicht eine Flügelspannweite von 60-70 mm und eine Körperlänge von 32-38 mm. Ausgefärbte Männchen haben eine dunkelrote, mit einer bläulichen Wachsschicht überzogenen Körperfarbe, was Trithemis annulata violett erscheinen lässt. Die Queradern der Flügel, die Flügelvorderkante und die Flügelmale (Pterostigmen) der adulten Männchen sind auffallend rot gefärbt.
Die Hinterflügel weisen bei beiden Geschlechtern einen großen orangefarbenen Basisfleck auf.
Der Körper des Weibchens und junger Männchen ist gelb-braun mit einer dünnen schwarzen Linie auf dem Abdomen. Jedes der 10 Hinterleibssegmente hat einen feinen schwarzen Ring. Die letzten 3 Segmente sind oberhalb mit schwarzen Flecken versehen.


Herzlichen Dank dem Fotografen, Stephan Dörfler aus Berlin/Falkensee
Bevorzugter Lebensraum:
In Mitteleuropa scheint der Sonnenzeiger flache, sich schnell aufwärmende Gewässer in klimatisch begünstigten Lagen zu bevorzugen. Genau wie z.B. die Feuerlibelle oder Frühe Heidelibelle gilt Violetter Sonnenzeiger als eine typische und sehr agile Wanderlibelle, daher ist sie aber auch an anderen Gewässern immer wieder anzutreffen.
Aktivitätsmaximum:
Ende April bis November. Vermutlich in mehreren Generationen im Jahr.
Gefährdungsstatus:
Rote Liste Mittelmeerraum: LC = nicht gefährdet
Rote Liste weltweit: LC = nicht gefährdet
Rote Liste Nordafrika: LC = nicht gefährdet
Besonderheiten:
Violetter Sonnenzeiger breitet sich seit etwa 1978 von der iberischen Halbinsel aus Richtung Westen und Norden rapide aus. Bereits seit den 90er Jahren (Grand, 1994) ist der Violette Sonnenzeiger in Südfrankreich beheimatet. Der mir bisher bekannte, am weitesten vom Mittelmeer entfernte Fundort liegt in Frankreich an der Garonne, östlich vom Rhone Delta. (Grand & Boudot 2006). Wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, wann Trithemis annulata auch in Deutschland auftaucht.
Die Paarung findet im Flug statt und dauert nr wenige Sekunden an. Die anschließende Eiablage übernimmt das Weibchen im Einzelflug, wobei das Männchen das Weibchen bewacht. Das Weibchen tippt etwa alle 2,5 Sekunden mit der Spitze des Hinterleibs (Abdomen) ins Wasser ein und hinterlässt so in etwa 924 Eier in einer durchschnittlichen Ablagezeit von 71 Sekunden. Dabei kreist das Männchen meist hektisch um das Weibchen herum um zu verhindern, dass das Weibchen von einem anderen Männchen ergriffen wird. So stellt das Männchen sicher, dass die Eier mit seinem Samen befruchtet werden.
Anmerkung: Für die Fotos von Trithemis annulata bedanke ich mich recht herzlich bei Henrik Stöhr und Michael Frank.


Im Mai 2015 konnte ich mich in der Türkei selbst von der Schönheit dieser Spezies überzeugen:








Noch mehr Fotos aus der Türkei von Mai / Juni 2016:








Weitere in Europa anzutreffende Arten der Gattung Trithemis (Sonnenzeiger):
Trithemis kirbyi Selys, 1891 – Gefleckter Sonnenzeiger (Italien, Sardinien, Iberien)
Trithemis arteriosa (Burmeister, 1839) – Rotader-Sonnenzeiger (Türkei, Griechenland, Zypern, Kanarische Inseln)
Trithemis festiva (Rambur, 1842) – Schwarzer Sonnenzeiger (Rhodos, Türkei, Zypern)
oder zurück
<<— zur Übersicht ”Libellenarten Europas”
Gerhard Jurzitza: Der Kosmos-Libellenführer. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08402-7
K.-D. B. Dijkstra (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing, ISBN 0-953139948
GdO (2009) Libellula Supplement 9, Atlas of the Odonata of the Mediterranean and North Africa, ISSN 0723-6514
R.R. Askew (2004): The Dragonflies of Europe (revised edition), Harley Books, England, ISBN 0-946589755 (engl. Sprache)
Wildermuth & Martens (2014), Taschenlexikon der Libellen Europas: Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt, Quelle & Meyer Verlag (824 Seiten). ISBN: 978-3-494-01558-3