Rätselhafte Pechlibelle – Ischnura hastata

Die Rätselhafte Pechlibelle im Profil (engl. Citrine Forktail)

Wissenschaftl. Name: Ischnura hastata (Say, 1839)

Gattung : Ischnura – Pechlibellen

Familie : Coenagrionidae – Schlanklibellen

Überfamilie : Coenagrionoidea –  Schlanklibellenartige
Unterordnung : Zygoptera – Kleinlibellen
Ordnung: Odonata – Libellen

Ischnura hastata - male / by thorsten stegmann
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Ischnura hastata, Männchen                             Ischnura hastata, Weibchen (Foto gesucht)

Herzlichen Dank an Thorsten Stegmann für das in Amerika entstandene Foto Rätselhafte Pechlibelle!

Wissenswertes:
Die Rätselhafte Pechlibelle zählt zu einer der interessantesten Libellen der Welt. Ischnura hastata ist eine in Amerika weit verbreitet, beheimatete Art, welche in Europa nur auf den Azoren vorkommt. 

Merkmale:
Die Rätselhafte Pechlibelle ist mit einer Körperlänge von 20-27 mm, bei einer Flügelspannweite von 22-30 mm kleiner als ihre Verwechslungsart, die Kleine Pechlibelle, somit eine der kleinsten Libellen Europas.

Die Männchen haben eine meist gelbe Grundfarbe und sind recht einfach durch ihr sehr kurzes, fast rundes, orangefarbenes Flügelmal von den anderen Arten der Gattung Ischnura zu unterscheiden. Besonders auffallend ist das Flügelmal des Vorderflügels, es befindet sich nicht direkt an der Vorderkante, was weltweit einmalig ist.

Die Weibchen sehen Ischnura pumilio in den Farben recht ähnlich, lassen sich am besten am Hinterrand der Vorderbrust unterscheiden, weshalb eine Ansicht von oben hilfreich sehr ist.

Bevorzugter Lebensraum:
Vegetationsreiche Gewässer hahezu aller Art.

Flugzeit:
ca. von Ende Mai bis Anfang August

Gefährdungsstatus:
Rote Liste Europa (IUCN): VU = verletzlich

Besonderheiten:
Der deutsche Name Rätselhafte Pechlibelle kommt nicht von ungefähr, er verbirgt bereits ein kleines, noch immer nicht vollständig gelüftetes Geheimnis. Ischnura hastata ist es auf bisher noch nicht vollständig geklärten Art und Weise gelungen den Atlantik zu überqueren und erreichte vermutlich bereits vor mindestens 100 Jahren die Azoren (zu Portugal gehörende Inselgruppe im Atlantik). Entdeckt, bzw. eindeutig als Ischnura hastata identifiziert wurde die europäische Population erst am Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Während die Fortpflanzung der Vorkommen Amerikas ganz typisch für Libellen, also ganz normal durch kopulierende Männchen und Weibchen im Paarungsrad stattfindet, fällt die Paarung in Europa aus.

Wer nun auf die Azoren reist, um dort Ischnura hastata zu finden, wird sich wundern kein Männchen der Art dort anzutreffen. Es gibt auf den Azoren gar keine Männchen, sondern nur Weibchen. Bisher von keiner anderen Libellenart bekannt geworden, pflanzen sich die Weibchen ganz ohne Männchen fort. Dieser Vorgang nennt sich „Parthenogenese“ und ist bei vielen anderen Insektenarten, Schnecken, Würmern uvm. durchaus schon häufiger bekannt Die Weibchen legen ohne vorherige Paarung mehrere hundert unbefruchtete Eier, aus denen wiederum nur weibliche Imagines schlüpfen. Wieso, weshalb, warum das so ist? Selten kann ein deutscher Name treffender sein, als eben der Name „Rätselhafte Pechlibelle“.

Sie haben auch ein Foto und möchten es gern auf LibellenWissen.de anderen Nutzern zugänglich machen? Na dann nichts wie her mit dem Foto. Vielen Dank im Voraus, Ihr Andreas Th. Hein

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Literaturtipps:

K.-D. B. Dijkstra (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing, ISBN 0-953139948