Paarung – Kopula

Das Paarungsrad der Libellen dient der Fortpflanzung

Die Kopula / Paarung, eine von vielen faszinierenden Besonderheiten der Libellen.

Zur Fortpflanzung bilden Libellen das einzigartige Paarungsrad, welches auch sehr gern als Paarungsherz bezeichnet wird.

Haben Sie bei der Beobachtung eines Paarungsrads nicht auch schon einmal an die rund 240 Stellungen des Kammasutra gedacht? Was ist da los? Wo ist oben, wo ist unten ? Wie geht das von statten?

Libellen lieben sich nicht, noch heiraten sie.

Fangen wir damit an die Paarung, die Bildung des herzförmigen Paarungsrads der Libellen, genauer zu betrachten und verstehen zu lernen. Dazu ist es nützlich sich den Körperbau und den Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Libellen genauer anzuschauen: Körperbau und Geschlechtsbestimmung

Der männliche sekundäre Kopulationsapparat befindet sich unterhalb des 2. und 3. Abdominalsegments (Hinterleibring), der weibliche Legeapparat unterhalb des 8. Abdominalsegments. Um Legeapparat und Kopulationsapparat zusammen zu führen, werden die weiblichen Großlibellen direkt am Kopf, am Hinterrand der Augen, vom Männchen mittels ihrer Hinterleibsanhänge ergriffen,

wohingegen die weiblichen Kleinlibellen mit den Hinterleibsanhängen der Männchen an der Vorderbrust ergriffen werden.

Präkopula (vor der Paarung): Nun führt das Männchen sein sekundäres Begattungsorgan / Kopulatiosapparat (Bauchseite S2/S3) zum primären Begattungsorgan unterhalb des 9. Hinterleibssegments, um das sekundäre Begattungsorgan zu füllen.

Auf dem Foto zum Beispiel ist gut zu erkennen wie ein Männchen von Lestes sponsa sein sekundäres Geschlechtsteil mit Samen befüllt.

Woraufhin das Weibchen dann meist bereitwillig das Abdomen (Hinterleib) krümmt und ihre Legescheide  zum sekundären Kopulatiosapparat des Männchens führt, um letztendlich die Kopulation vollziehen zu können.

Die männlichen Hinterleibsanhänge, der sekundäre Kopulationsapparat sowie die Vorderbrust (Prothorax) und die Legeröhre der Weibchen sind von Art zu Art verschieden. Ein Grund weshalb die Hinterleibsanhänge zur Bestimmung  der Libellen besonders gut geeignet sind. Die Hinterleibsanhänge der Kleinlibellen-Männchen passen nur zur Vorderbrust des artgleichen Weibchens. Das sogenannte Schlüssel – Schloss Prinzip.

Fehlgriffe sind allerdings gelegentlich zu beobachten, wobei das Weibchen den Irrtum mittels kleiner Härchen, welche sich am Prothorax befinden, meist bemerkt und sich keine Mühe gibt ihr Abdomen zur Bildung des Paarungsrades anzuheben, eher leblos, scheinbar unbeteiligt am vermeintlich genarrten Männchen hängen bleibt, bis dieses den Irrtum bemerkt, letztendlich das Weibchen des Weges ziehen lässt.

Ausnahmen bestätigen diese Regel, wie man an diesem seltenen Fotodokument von LibellenWissen-Freund, Marc Hirt, sehen kann.

Marc Hirt berichtete gar davon, die anschließende Eiablage beobachtet zu haben, leider aber in unerreichbarer Entfernung für sein Makro-Objektiv. In der Literatur wird von solchen Mix-Paarungen berichtet, jedoch ist es fraglich ob sich aus den Eiern tatsächlich Hybriden entwickeln können und wenn ja, werden diese sich vermutlich nicht fortpflanzen können. Die Artenvielfalt wäre sonst wohl um diverse, kaum bestimmbare Mixarten reicher.

Während beispielsweise bei der Feuerlibelle oder dem Vierfleck die Paarung innerhalb einiger Sekunden im Flug vollzogen wird, bilden die meisten Libellenarten das Paarungsherz zwar im Flug, setzen sich dann aber für einige Minuten ab, wobei nur das Männchen sitzt und das Weibchen dabei frei hängt oder das Abdomen des Männchens fest umklammert.

Auch hier gibt es seltenen Ausnahmen. Ein sehr interessantes Foto stellte uns dankenswerter Weise unser Libellenfreund, Jörg Turk (Hessen), zur Verfügung. Ein Fehlgriff einer männlichen Feuerlibelle mit einem nicht sicher bestimmten Heidelibellen Weibchen. Dieses Männchen setzte sich dann doch einmal ab, um mit seiner Auserwählten ein Paarungsrad zu bilden, was aber nicht gelang.

Kleinlibellen bilden das Paarungsrad meist aus einer ruhenden, im Tandem sitzenden oder hängenden Position heraus und seltener im Flug. 

Libellen können die Spermien eines eventuellen Vorgängers aus der Legescheide des Weibchens entfernen, um ihren eigenen Sperma einzubringen. Aus diesem Grund erfolgt die anschließende Eiablage auf recht unterschiedlichen Weisen.

Bei einigen Libellenarten werden die  Weibchen im Tandem zur Eiablage geführt (z.B. Azurjungfern), bei anderen Libellenarten hält sich das Männchen in der Nähe auf und attackiert eventuelle Konkurrenten (z.B. Prachtlibellen) und wieder andere Libellenarten überlassen den Weibchen die Eiablage ganz allein und völlig unbeobachtet (z.B. Pechlibellen, Smaragdlibellen).

Mehr Informationen zur Eiablage.

Viel Spaß bei der Erkundung unserer Natur wünscht LibellenWissen.de,

euer Andreas Thomas Hein